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Die Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) stellt nach wie vor ein großes Problem für alle Katzenhalter und damit auch für die Katzenzüchter dar. Dies beruht zum einen darauf, daß die Erkrankung weder prophylaktisch noch therapeutisch derzeit beherrschbar ist und daß auch diagnostische Schwierigkeiten bestehen und zum anderen darauf, daß auch häufig den Katzenhaltern der momentane Wissensstand um die Krankheit nicht völlig klar ist. Im folgenden soll daher versucht werden, auf einige dieser Probleme einzugehen, wie sie aus Gesprächen mit Katzenzüchtern und –haltern immer wieder zu erkennen sind.
Die FIP resultiert aus einer Virusinfektion, die wie einige Kinderkrankheiten des Menschen die Eigenschaft hat, daß viele Infektionen keine oder nur geringe Krankheitserscheinungen hervorrufen. Der Ausgang der Infektion in Form einer klinischen FIP ist selten und hängt sowohl von dem Virusstamm als auch von der Katze ab. Bei der Katze gibt es ein großes Spektrum an Coronavirus-Stämmen, deren krankmachendes Potential sehr unterschiedlich ist. Es gibt relativ harmlose Stämme, die nur sehr selten die FIP als klinische Krankheit auslösen, und andere, bei denen der Prozentsatz wesentlich höher ist. Es wird hier mit Prozentsätzen bei natürlichen Infektionen zwischen 3% und 50% gerechnet. Es gibt sogar Coronaviren bei der Katze, die, solange sie unverändert sind, fast nie die Erkrankung hervorrufen. Diese Viren können aber für lange Zeit – hier sind mindestens ein bis zwei Jahre möglich – im Organismus vorhanden bleiben und sich vermehren.
Solche Virusstämme wurden früher als enterale Coronaviren bezeichnet, um sie von den hoch-pathogenen FIP-Viren zu unterscheiden. Mittlerweile weiß man aber, daß die krankmachende Potenz der Virusstämme kontinuierlich von fast keiner bis zu hoch-pathogen reicht, so daß eine klare Unterscheidung zwischen enteralen Coronaviren und FIP-Viren nicht möglich ist. Zusätzlich kann es während der klinisch bis dahin folgenlosen Vermehrung eines Coronavirus in der Katze geschehen, daß ein Virusstamm durch eine Mutation seiens Erbgutes, die spontan immer wieder eintritt, seine krankmachende Wirkung steigert und dadurch seine Fähigkeit, die FIP als klinische Krankheit auszulösen stark ansteigt.
Aber nicht nur das Virus spielt eine Rolle, sondern auch die Katze. Hier gibt es eine sogenannte Altersresistenz. Junge Katzen zwischen einem viertel und einem Jahr sind besonders gefährdet die klinische Krankheit zu entwickeln, während ältere Katzen zunehmend seltener erkranken. Bei der Entscheidung, ob sich eine Krankheit als Folge der Infektion entwickelt, spielt wahrscheinlich auch das Erbgut der Katze eine gewisse Rolle. Wesentlich wichtiger ist allerdings die Abwehrlage der Katze. Wird die Katze über längere Zeit stark gestreßt, wie dies z.B. durch die Abgabe junger Katzen an neue Besitzer unvermeidlich ist, so steigt einige (meist 4-8) Wochen später das FIP-Risiko deutlich an.
Viele Züchter versuchen derezeit, sich einen FIP-freien Bestand zu schaffen und zu erhalten. Dazu ist es natürlich notwendig, den Kontakt der eigenen Katzen mit dem Virus zu vermeiden. Dazu gilt es natürlich, Virusausscheider, die klinisch nicht erkrankt sind, nicht mit den eigenen Katzen zusammenzubringen. Hierzu dient der konventionelle FIP-Test, bei dem freie Antikörper gegen Coronaviren im Blut der Katze bestimmt werden. Eine gesunde, Antikörper-freie Katze kann als Virus-frei gelten, wenn man davon absieht, daß sie sich in den letzten Tagen (bis ca. eine Woche) frisch angesteckt haben könnte. Man sollte aber im Bewußtsein halten, daß eine Antikörper-positive Katze keineswegs auch immer das Virus beherbergt, da die Antikörper noch lange Zeit nach der Anwesenheit des Virus vorhanden sein werden. Auch andere Untersuchungsmethoden können hier aber kein völlig sicheres Ergebnis liefern, da sie alle aufgrund ihrer technischen Eigenschaften nicht völlig ausschließen können, daß ein doch vorhandenes Virus nicht erfaßt wurde. Zusätzlich besteht das Problem, daß immer wieder auch einmal Infektionen und Erkrankungen in Beständen auftreten, bei denen die üblichen Infektionswege mit hoher Sicherheit ausgeschlossen werden können. Hier ist zu bedenken, daß das Virus prinzipiell auch einige Zeit mechanisch, also z.B. durch die Schuhsohlen des Katzenhalters, übertragen werden kann, was zwar sicherlich sehr selten, aber eben auch nicht ganz auszuschließen ist.
Ist eine Zuchtkatze Antikörper-positiv, besteht trotzdem die Möglichkeit, Virus-freie Welpen aufzuziehen. Dazu ist es notwendig, die Mutterkatze vor der Geburt zu isolieren. Die Welpen dürfen dann nur mit der Mutter, aber mit keiner anderen Katze außer den Wurfgeschwistern Kontakt haben. Sie stecken sich in den ersten Lebenswochen nicht bei der Mutter an, voraussichtlich weil sie durch die Antikörper der Mutter gegen den Virusstamm der Mutter geschützt sind. Sie müssen dann allerdings früh (mit fünf bis sechs Wochen) abgesetzt werden, was nur möglich ist, ohne psychische Schäden zu induzieren, wenn mehrere Welpen zusammen bleiben, also es sich nicht um einen einzelnen Welpen handelt.
Entwickelt eine Katze als Folge einer Coronavirus-Infektion klinische Krankheitserscheinungen, so ist in den frühen Phasen eine Heilung anscheinend in einigen Fällen möglich. Hat sich allerdings das Vollbild der FIP entwickelt, sind die Aussichten sehr schlecht, dies zu überleben. Hier kann der Tierarzt derzeit i.a. nur noch lindernd, aber nicht mehr heilend wirken. Die Diagnose der FIP kann bei der sogenannten feuchten FIP anhand der Symptome, des Exsudates und einiger Laboruntersuchungen des Blutes mit hoher Sicherheit gestellt werden. Schwierig ist die Diagnose der trockenen FIP, die praktisch immer spezielle Laboruntersuchungen zur Unterstützung braucht. Während hier der konventionelle FIP-Test keine sicheren Aussagen liefert, kann über den Nachweis spezifischer löslicher Immunkomplexe im Blut bei positivem Testausgang eine hohe diagnostische Sicherheit erreicht werden.
Bei der FIP-Impfung muß man davon ausgehen, daß sie, abhängig von der krankmachenden Potenz des Virusstammes und der spezifischen Situation der Katze, das Risiko einer FIP-Erkrankung verringern kann. Es handelt sich aber um eine statistische Reduktion des Risikos und nicht um eine Impfung, die wie einige klassische Impfungen (z.B. gegen Katzenseuche) einen sicher angebbaren Schutz induziert. Vielmehr hängt der Erfolg der Impfung, wie oben bereits angedeutet, anscheinend wesentlich auch von der krankmachenden Potenz des Virusstammes, der individuellen Katze und der Situation der Katze in ihrem Umfeld ab.
Derzeit wird kein Katzenliebhaber auf die Dauer ohne extremen Aufwand seine Katzen mit völliger Sicherheit frei von einer Coronavirus-Infektion halten können. Das Infektionsrisiko ist zwar durch die oben skizzierten Maßnahmen deutlich reduzierbar, aber eben nicht sicher auf Null zu bringen. Es bleibt allerdings der Trost, wenn einmal ein Coronavirus trotz aller Vorsichtsmaßnahmen eine Infektion verursacht hat, daß man das Risiko der klinischen Erkrankung durch die Beeinflussung der Situation der Katze vermindern kann, daß trotzdem Virus-freie Welpen aufgezogen werden können und daß die Infektion, wenn man ein bis zwei Jahre wartet und keine neuen Katzen in den Bestand aufnimmt, wieder aus dem Bestand verschwinden wird. Dies wiederum kann mit dem konventionellen FIP-Test über ein Absinken der Coronavirus-Titer bei klinisch gesunden Katzen verfolgt werden.